CESC GELABERT (ES)
Cesc Gelabert tanzt ein Solo von Gerhard Bohner (1936 - 1992)
IM (GOLDENEN) SCHNITT I - DURCH DEN RAUM, DURCH DEN KÖRPER
1999
Im (Goldenen) Schnitt I gehört zu den Schlüsselwerken der modernen Tanzgeschichte. Dieser Soloabend des 1992 verstorbenen Choreographen und Tänzers Gerhard Bohner entstand 1989 als Resümee einer mehr als zwanzigjährigen Auseinandersetzung mit den Bühnen- und Kunstkonzepten von Oskar Schlemmer, Wassily Kandinsky und dem Bauhaus. Bohner, einer der wichtigsten Figuren des westdeutschen Tanztheaters wie der deutschen Ballettgeschichte in der deutschen Nachkriegszeit, legte von 1978 bis 1981 als Direktor und Choreograph des Bremer Tanztheaters gemeinsam mit Reinhild Hoffmann die Basis für dessen internationalen Erfolg. Sein Werk untersucht mit großer Genauigkeit und ohne Pedanterie das Wesen von Tanz und Bewegung, den Zusammenhang von funktionaler Bewegung und innerer Expressivität. Der Verlust seiner Persönlichkeit für die Tanzwelt schmerzt um so mehr, als seine seine Werke bisher nur in der Erinnerung weiter existierten.
Nun hat der Tänzer und Choreograph Cesc Gelabert, zentrale Persönlichkeit der neuen katalanischen Tanzszene, IM (GOLDENEN) SCHNITT I rekonstruiert. Losgelöst von Bohners charismatischer Tänzerpersönlichkeit erscheint die Raum-Körper-Choreographie ind er Interpretation Gelaberts noch klarer, fast modellhaft für die Befragung des zeitgenössischen Tanzes, seiner inneren wie äußeren Beweggründe. Bohner schuf die Choreographie 1989. 1999, zehn Jahre danach, ist sie aktueller denn je für die Zukunft des Tanzes.
Ich komme von da her, wo die innere Bewegung der Impuls ist für die Bewegung wie für das Gefühl. Mein Wunsch ist es, beides in eine Form zu bringen. Gerhard Bohner
Die Strenge der äußeren Form, die dramatische Spannung der Bewegung, die Ernsthaftigkeit des Ausdrucks, sie belassen dennoch Raum für einen anarchistischen Humor, für eine Lust am Spiel. Dieses Augenzwinkern öffnet die Choreographien Gerhard Bohners für verschiedene Bedeutungen. Jede Interpretation, mit der eine Form eindeutig oder wörtlich gelesen wird, geht in die Irre. Johannes Odenthal
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Choreografie: Gerhard Bohner (1989)
Rekonstruktion: Cesc Gelabert (1996)
Rauminstallation: Vera Röhm
Musik: Johann Sebastian Bach
Eine Koproduktion der Akademie der Künste, Berlin-Brandenburg und der Gelabert-Azzopardi Companyia de Dansa, Barcelona
In Zusammenarbeit mit Instituto Cervantes Bremen, COPEC und Lufthansa